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Mallorca Tour von Fabian und Tilman

Zur Vorgeschichte:

Aus einer Laune heraus entstand die Idee, mit unserem Vereinsmotorsegler nach Mallorca zu fliegen, dort ein paar Tage zu verbringen und danach wieder den Rückweg anzutreten.

Wieso?

Wieso eigentlich nicht?!?

man fliegt ca. 180 km über Wasser und müsste in einem Notfall im Wasser landen,

man fliegt pro Strecke ca. 8-10 Stunden und nach drei Stunden meldet sich der Rücken,

man sitzt ca. 16-20 Stunden unter einer Plexiglashaube und hat keine Klimaanlage,

Aber wieso eigentlich nicht….

Zeitsprung:

Die folgenden Monate waren geprägt von der Suche nach einem Mitflieger, von der Lektüre von Vorschriften und Regelwerken etc. Ziemlich schnell klar war auch die Notwendigkeit der Mitnahme von Schwimmwesten, mit Licht. Glücklicherweise hatte ein Vereinskamerad noch neue Schwimmwesten (Danke Peter!) und wir brauchten uns diese, ebenso wenig wie einen Notfalltransponder (Danke Frank!), nicht kaufen. Dann musste die Navigation sichergestellt werden, hier kamen zwei verschiedene Tools auf drei verschiedenen Geräten zum Einsatz, auch um eine ausreichende Redundanz zu haben. Da die Route nach Mallorca mindestens acht Stunden Flugzeit (ohne Windeinfluss) in Anspruch genommen hätte, trafen wir recht früh die Entscheidung jeweils nicht mehr als drei bis vier Stunden am Stück zu fliegen. Insbesondere um unseren Wasserhaushalt nicht zu sehr zu strapazieren. Den ersten Zwischenstopp wollten wir zwischen Dijon und Lyon machen (Macon Charnay oder Bourg Ceyzeriat), tanken und danach weiter nach Girona. Am nächsten Tag wollten dann nach Son Bonet, dem kleineren Flughafen auf Mallorca, „übersetzen“, danach einige Tage auf Mallorca genießen und uns dann, abhängig vom Wetter, wieder auf den Rückweg machen. Soweit erstmal ein hervorragender Plan. Aber insbesondere der Flug über das Mittelmeer erzeugte wohl in keinem von uns Beiden ein Hochgefühl. Auch die gegenseitige Versicherung, der Motor wisse ja schließlich nicht, dass er über Wasser fliegt und jetzt besser nicht kaputt zu gehen habe, sorgte eben nichtfür ein warmes, wohliges Gefühl…

Am Wochenende vor Abflug wurde die regelmäßige Wartung durch uns durchgeführt. Am Samstag vor dem Abflug wurde getankt und gepackt, nur das Wetter schien mit unserem hervorragenden Plan nicht so wirklich einverstanden zu sein. Für den Montagvormittag waren über der südfranzösischen Küste Regen und teilweise auch Gewitter vorhergesagt worden. Also am Sonntag, vor Abflug, nochmal die Vorhersage für die Strecke gecheckt und den Flugplan aufgegeben. Glücklicherweise gab es immer noch ein Zeitfenster, um bis nach Frankreich zu kommen. Nach dem Start verlief alles ruhig, der Motor verrichtete unaufgeregt seine Arbeit und wir konnten entspannt nach Frankreich fliegen. Im Anschluß and die Anmeldung bei der französischen Flugsicherung erfolgte die Grenzüberquerung, mit aktiviertem Flugplan kamen dann auch keine großen Rückfragen mehr. Da sich unser gewünschter Zielflughafen nicht per Funk erreichen lies, entschieden wir uns für das alternative Ziel. Dieses sollte auch am Sonntag geöffnet haben. Sollte. Nachdem wir den Flugplan per Funk geschlossen und den Wechsel der Frequenz vollzogen hatten, haben wir im Anflug auf Bourg Ceyzeriat nur noch mit uns selbst gesprochen. Durch den Einsatz von Händen und Füßen konnten wir von einem ortsansässigen Vereinsmitglied Sprit kaufen und weiterfliegen. Leider hatte sich das Wetter schon in Teilen überentwickelt, es war aber noch eine Lücke im Regenradar erkennbar. Also neuen Flugplan aufgeben und los. Kurz nach dem Abheben konnten wir schon zwei Schauergebiete sehen, laut Regenradar und offiziellem Wetterbericht sollte das noch passen. Der Fluglotse ließ uns auch unkompliziert den Kurs und die Höhe ändern, aber dann ließen Blitze unser Funkgerät „knacken“, obwohl dies so nicht im Regenradar erkennbar/vorhergesagt war. Wir entschieden uns dazu umzukehren, Physik gewinnt schließlich immer, egal was man aus dem Wetterbericht gelesen hat. Nachdem wir den Flugplan wieder geschlossen hatten, kam schon der erste Schauer über unseren neuen/alten Zielflughafen. Wir landeten bereits im Regen und haben den Schauer noch im Flieger abgewartet.

Danach haben wir uns erneut die Vorhersage für die Mittelmeerküste angeschaut und mussten leider feststellen, das mit Mallorca wird in den nächsten Tagen wegen Gewitter und hoher Luftfeuchtigkeit nichts. Auch die Alternative, in Richtung Triest oder Split zu fliegen, war aussichtslos. Beim Abendessen studierten wir erneut das Wetter, stellten fest, dass wir beide noch nicht in Brighton (UK) gewesen waren und entschieden uns dazu das am folgenden Tag zu ändern. Ein weiterer hervorragender Plan. Ende Tag 1.

 

 

Am frühen Morgen liefen wir mit unserem Gepäck zum Flughafen. Wir waren ein wenig in Eile, da es bis vor Kurzem noch geregnet hatte und eine sehr niedrige Quellwolken-Bewölkung (2/8) und darüber liegende Schichtwolken-bewölkung (8/8) zu sehen war. Der Wetterbericht hatte sich über Nacht noch ein wenig verschlechtert und wir hätten dort am späten Vormittag für zwei oder drei Tage festgehangen. So konnten wir uns vor den Schauern und Gewittern nach Norden aufmachen und unserem Flugplan folgen. Auch das Wetter wurde langsam wieder besser. Für die Zwischenlandung nach ca. drei Stunden wählten wir den Flughafen Le-Touquet, ein Flughafen mit eigener Kontrollzone und der Möglichkeit die Zoll- und Einreiseformalitäten zu erledigen. Nach der Landung bemerkten wir recht schnell, dass der hintere Reifen einen Platten hatte und standen deswegen erstmal auch ziemlich „aufmerksamkeitserregend“ mittig auf dem Vorfeld. Nach den Formalitäten mit den freundlichen Zollbeamten und dem Flughafenpersonal wurden wir auch direkt mit der ansässigen Werkstatt in Kontakt gebracht. Da wir uns für 13:00 Uhr bei den englischen Behörden angemeldet hatten, wurden wir auch zuvorkommend behandelt und der Schlauch zeitnah geflickt. Die Dimona wurde dann vielleicht zum ersten Mal per Tanklastwagen betankt. Ein erneuter Blick auf das Wetter deutete aber nun für den Abend in Südengland Gewitter an, sodass wir nach einem kurzen Snack direkt wieder losfliegen wollten, um Brighton schnell zu erreichen. Am Tag darauf wollten wir dann nach Oxford oder direkt nach Duxford um das dortige Imperial War Museum zu besuchen, welches wir beide noch nicht gesehen hatten. Wieder ein hervorragender Plan. Dieser Plan überlebte aber nicht mal den Start, da beim Anrollen auf der Startbahn der Flicken des Schlauches nicht hielt und wir mit starken Vibrationen von der Bahn rollen mussten. Ein Ersatzschlauch war in der Werkstatt am Flughafen leider nicht aufzutreiben. Aber der örtliche Feuerwehrmann unseres Vertrauens stellte einen Kontakt zu einem Reifenhändler her, dieser konnte uns dann für zehn Euro einen neuen Schlauch geben. Der Einbau führte aber dazu, dass wir erst mit mehr als zweistündiger Verspätung in Brighton angekommen wären. Aufgrund des Wetters in England, auch für die nächsten Tage, entschieden wir am nächsten Morgen wieder zum Heimatflughafen zurück zu fliegen, bevor wir für ein oder zwei Tage hier oder in Brighton festgesessen hätten. Ein sehr guter Plan. Nachdem wir dieses Vorgehen mit den Mitarbeitern des Flughafens abgesprochen hatten, haben wir die Erlaubnis bekommen schon am frühen Morgen zu starten. Aber auch das würde bei dem Wetter nicht einfach werden, die Regen- und Gewittergebiete waren uns von der Mittelmeerküste gefolgt und würden uns Dienstag wohl einholen. Ende Tag 2.

Am nächsten Morgen aktivierten wir unseren Flugplan, aber aufgrund des Wetters würde es wohl nicht in einem Rutsch gehen, und flogen los. Bereits nach einer knappen Stunde wurde eine niedrige Schichtwolken-Bewölkung (8/8) erkennbar und wir begannen vorsorglich mit dem Sinkflug. Dann informiert uns die Fluglotsin darüber, dass ein anderer Flieger im Vorausbereich wetterbedingt umkehren musste. Wir beschlossen, für ca. eine Minute unter die Wolken zu gehen und landeten auf dem Flughafen Arras-Roclincourt. Da wir von der Flugsicherung aufgefordert wurden uns telefonisch zu melden, konnten wir auf diesem Wege den Flugplan schließen. Nachdem wir die Bekanntschaft mit ein paar Vereinsmitgliedern gemacht hatten, gab es auch in den Räumen der Flugschule einen Kaffee und wir konnten unser weiteres Vorgehen planen. Da dort eine Luftfahrerkarte von Frankreich, Belgien etc. hing, kam bei uns der Gedanke auf, vielleicht durch Belgien zu fliegen und somit nicht mehr südlich von Luxemburg vorbei zu müssen. Wir wollten an diesem Tag noch den Versuch unternehmen nach Deutschland zu kommen oder ein Teilstück zu schaffen, sofern wir bis 14:00 Uhr besseres Wetter bekämen. Mittlerweile hatten wir genug Erfahrungen mit Plänen gemacht um die Erfolgsaussichten diesesPlanes einschätzen zu können. Nach einem Fehlversuch gegen 11:00 Uhr starteten wir einen weiteren gegen 14:00 Uhr und die Wolkenuntergrenze erlaubte den Weiterflug. Wir erwarteten aber nach ca. einer Stunde Flugzeit schon ein weiteres Regengebiet über Belgien. Da der Rückweg im Zweifelsfall frei gewesen wäre, unternahmen wir aber trotzdem den Versuch. Leider hatten wir schon vor der belgischen Grenze ein großes Niederschlagsgebiet vor uns und entschieden uns noch vor Belgien, in Charleville, zu landen. Dort konnten wir dann das aktuelle Regenradar und den offiziellen Wetterbericht anschauen. Es deutete sich ein erneutes Zeitfenster für den Flug nach Deutschland an, aber wir haben vorsorglich schon mal nach Hotels gesucht… Gegen 16:00 Uhr haben wir dann die Rückseite eine Schauers genutzt um via Belgien bis nach Deutschland zu kommen. Den Flug konnten wir aufgrund der Motorleistung der Dimona leider nicht über den Wolken durchführen, zumindest konnten wir so die belgische Landschaft genießen. Über Deutschland wurde das Wetter dann kurz besser, bis wir durch ein weiteres Regengebiet fliegen mussten. Die Fluglotsin wies uns auf die Möglichkeit hin, einem aufziehenden Gewitter noch Norden auszuweichen, sofern wir bei Köln/Bonn die Freigabe erhalten würden. Auch diese Freigabe wurde uns auf Nachfrage kurzerhand gewährt, wir mussten nur (gemäß der Anweisungen des Towers) einem A320 Platz machen, aber wir wollten mal nicht so sein 😉 Die letzte halbe Stunde unserer Tour bis zur Landung in Heggen verlief dann tatsächlich so wie die ersten drei Stunden: ereignislos, ohne Regen, ohne Gewitter. Ende Tag 3.

Insgesamt können wir nach dieser Tour folgendes festhalten:

Die französischen, belgischen und deutschen Fluglotsen waren ausnahmslos hilfsbereit, unkompliziert/flexibel und freundlich. Ein Flugplan ist schnell aufgegeben und macht es für alle Beteiligten leichter; es müssen vor allem weniger (Rück-)Fragen gestellt werden, was auch weniger Funkverkehr und Stress erzeugt.

Bei einem solchen Vorhaben kommt es zu heftigem Stalking der Vereinskameraden via Flightradar etc.

Hat alles so geklappt, wie es geplant war? Nein, nicht einmal ansatzweise.

War es immer nur schön und alles einfach? Nein, nicht einmal ansatzweise.

Würden wir sowas wieder machen? Ja! Ja! Ja! (Aber gerne in einem größeren Flieger 😉 )